Es sieht aus wie dreimal gewaschen, hat mehr Eselsohren als Seiten, und jeden Absatz schmückt ein Kommentar. „So muss ein Buch aussehen.”, sagt Henrik Berggren. Als der 31-Jährige sein erstes E-Book kaufte, musste er enttäuscht feststellen, dass es nun nicht mehr möglich war, das Buch zu bearbeiten, ihm seine persönliche Note zu geben. Deshalb gründete er mit einem Schulfreund Readmill, „die Zukunft des Lesens.”
Berggren liest momentan auf seinem iPad die Steve-Jobs-Biografie von Jay Elliot. Dabei macht er sich Gedanken, fühlt mit der Geschichte, findet manches lustig, manches traurig, markiert und kommentiert die eine oder andere Zeile und teilt all das mit seinen Freunden. Social Reading nennt sich das und hilft den Menschen sich beim Lesen zu vernetzen. „E-Books ermöglichen den Autoren, sich auf dem Weg zum Leser den Verlag zu sparen, deshalb werden Inhalte in Zukunft überquellen und wessen Rat vertraut man da am Liebsten? Dem seiner Freunde”, sagt Berggren.
Schon während des Wirtschaftsingenieurstudiums im Royal Institute of Stockholm versuchte sich Berggren mit zwei Unternehmen als Gründer. Sie brachten allerdings keine Gewinne ein und so entschloss der Malmöer im November 2010 es mit Readmill noch einmal zu wagen. Im Februar dieses Jahres zog das Unternehmen nach Berlin. „Hier gibt es die besten Bedingungen für Startups: Die kreative Szene ist riesig, es gibt ein gut funktionierendes Netzwerk unter den Unternehmern und die Mieten sind so niedrig, wie in keiner anderen europäischen Großstadt”, sagt er.
Um seine Vision zu finanzieren, hat es der Gründer nach drei Monaten geschafft, genug Investoren zu finden, um mit acht Mitarbeitern bis zur Veröffentlichung ungestört zu arbeiten. Die war letzte Woche und nun soll auch durch die Vermittlung von Büchern Geld in die Kassen gespült werden. Zu jedem auf der Plattform besprochenen Buch gibt es Links zu Amazon oder anderen Buchhändlern. Später soll Readmill auch Informationen verkaufen, die es Verlegern erlauben zu verstehen, wie Bücher gelesen werden. Das könnte eine völlig neue Art des Schriftstellers hervorbringen, der erst einmal die Betaversion eines Buches veröffentlicht und die dann nach den Vorlieben der Leser weiterentwickelt.
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