Mit den kleinen, schrillen Matrjoschkas fing alles an. Claudia Helming, 37, Gründerin des Online-Marktplatzes Dawanda, wollte von einer Russlandreise persönliche Geschenke mitbringen, die nicht nach Souvenirshop aussehen. Sie bemalte nach vergeblicher Suche ein paar der typisch russischen Ineinander-Steck-Püppchen in Neonfarben. „Die waren zum Verschenken allerdings zu hässlich”, sagt Helming, die sich als Mensch mit zwei linken Händen beschreibt. Auch wenn die Babuschkas nicht als Mitbringsel dienen konnten: Die Idee, Menschen Selbstgebasteltes anzubieten, ging Helming nicht mehr aus dem Kopf. 2006 gründete sie mit einem Bekannten Dawanda, den Online-Marktplatz für Selbstgemachtes. Denn gerade kleineren Designern falle es schwer, über die Region hinaus, ihre Produkte an den Mann zu bringen, erklärt Helming. Selbstgemacht, das bedeutet in diesem Fall nicht nur selbstgestrickte Socken sondern umfasst auch Amy Winehouse aus Filz, einen „Fuck the Cri$i$”- Jutebeutel oder riesige Häkelbrüste. Zwischenmenschlichkeit ist das Zauberwort der Gründerin, sie benutzt es oft und gern. Es ist die Besonderheit dieser Plattform. Man kann sich sicher sein: Am anderen Ende sitzt ein Mensch, kein gesichtsloses Unternehmen. „Käufer treten bei uns viel persönlicher mit den Herstellern in Kontakt. Man tauscht sich aus, bevor man konsumiert. Es ist wie ein großer Markt”, sagt Helming. Mit dieser Strategie scheint sie einen Nerv zu treffen. Mittlerweile nutzen 1,5 Millionen Konsumenten den Online Marktplatz, 70 Personen arbeiten für die Firma, die die Handarbeitswaren inzwischen europaweit verschickt. Claudia Helming hofft, dass ihr Geschäftsmodell Nachahmer findet, dass die Warenwelt dadurch ein bisschen wärmer, persönlicher, emotionaler wird.
Mit seinen Abschlüssen hat sich Txtr im US-Markt bemerkbar gemacht. Der Schritt wurde auch von 3M forciert, die USA sind einer der größten E-Book-Märkte der Welt. Aber auch die Ambitionen des Berliner Startups sind nicht gering: Hinter Amazon und Apple will man sich festsetzen.
Gegründet wurde Txtr im Jahr 2009, bereits 2011 hatte der US-amerikanische 3M für 9 Millionen Euro ca 40% am Startup übernommen und ist seitdem größter Gesellschafter.
http://de.txtr.com/
Das Konzept ist "Do it yourself": Der Nutzer lädt die Datei mit dem Text auf die Plattform und trägt Informationen wie Beschreibung und Preis ein. Käufer können nach dem Check-Out sofort downloaden.
Das Geschäftsmodell: 70/30, d.h. die Anbieter (mittlerweile über 3.000) erhalten pro Download 70% Provision vom Nettoverkaufspreis, ohne dass ihnen Kosten entstehen. Die Idee für XinXii hatten Dr. Andrea Schober und Ulrich Schober, nachdem ihrem Verlag täglich zahlreiche Manuskripte zugeschickt wurden, die trotz Potenzial aufgrund des Themas, des Seitenumfangs o.ä. Gründen nicht veröffentlicht werden konnten.
Verstecken müssten sie sich mit ihrer Geschäftsidee nicht. Im fünften Stock eines Hinterhof-Neubaus in der Schwedter Straße tüfteln Frank Fitzek, Gerrit Schulte, Jens-Philipp Klein und ihr Team seit rund einem Jahr an Phonedeck.com, einer Art Desktop-Verwaltungsoberfläche für die Endgeräte von Vieltelefonierern. Hinter verschlossenen Türen, Codeschlössern und stählernen Aufzügen wirkt ihr Hauptquartier ein bisschen wie ein Hochsicherheitstrakt. „Für die Lage können wir nichts”, sagt Mitgründer Fitzek, „das war die Idee von Christoph© Maire, der sagte, als Start-up sollten wir besser nah an Mitte sein”. Was der umtriebige Berliner Investor und Unternehmer Maire (txtr, Soundcloud) anfasst, kann so schlecht nicht sein.
Phonedeck soll wie ein zweiter Bildschirm und wie eine Fernbedienung für das Mobiltelefon funktionieren. So ist das zuhause vergessene Handy kein Ärgernis mehr, solange ein Computer in der Nähe ist. Dank IP-Schnittstelle kann auf das Gerät zugegriffen und es können Anrufe getätigt und entgegengenommen werden. Phonedeck ordnet zudem die Kontakte nach Top-10-Listen, nach Kollegen oder nach gemeinsamen Hobbys. Kurzum: Es soll die eigene Handy-Nutzung verstehen helfen. Den statistischen Vergleichsaspekt Phonedeck synchronisiert bestehende Kontakte nicht nur via sozialer Netzwerke wie Facebook und LinkedIn, es veröffentlicht auf Wunsch dort auch eigene Aktionen nennt Fitzek „Private Benchmarking”. Ein Trend, dem soziale Netzwerke und Ortungsdienste ihren Erfolg zu verdanken haben.
Phonedeck ist Spielzeug und Effizienzoptimierer gleichermaßen, ein Tool für Privatpersonen und Geschäftskunden. Die Idee hätten sie schon 2003 gehabt, sagt der 40-jährige Fitzek. Die ersten privaten mobilen Clouds gab es aber erst drei Jahre später. Die Beta-Version unterstützt ausschließlich Android-Geräte, andere mobile Betriebssysteme sollen folgen. Geld verdienen will Phonedeck mit Geschäftskundenangeboten und individuellen Firmenlösungen.Eine Crux hat die Idee dennoch: Low-End-Verbraucher, also Besitzer älterer Handymodelle, profitieren eher von Phonedeck, weil sie ihr Gerät nicht mehr in die Hand nehmen müssen. Besitzer moderner Smartphones spielen ja lieber auf der Touchscreenoberfläche als auf ihrem Schreibtischmonitor. „Klar”, sagen die Gründer, „wer viel mobil ist, hat vom Dualismus weniger”. Fabian Soethof